- Freiburg, Johanneskirche

KUNST UND ZEIT UND KIRCHE

Ein Rundblick von Ulrich Land

 

Kunst gehört seit jeher zur Grundausstattung der Kirchen. Selbstredend auch in der Freiburger Johanneskirche, die jetzt ihr 125. Jubiläum feiert. Ursprünglich dienten kunstvolle Wand- und Deckengemälde, Fenster, Skulpturen in Kirchen als eine Art Comic, das die biblischen Geschichten ins Bild setzte. Jeweils im Spiegel der Zeit, in ihrer historischen und in ihrer aktuellen Dimension. Sie entgleitet uns ständig, flieht aus der Zukunft in die Vergangenheit, streift die Gegenwart nur für ein Ticktack. Während früher die Zeit als "gottgegeben" galt und die Kirchenglocken den Zeittakt vorgaben, übernahmen schließlich die Bahnhofsuhren die Zeithoheit und läuteten das sekundenpräzise Timemanagement unter der Knute der Effektivität ein. Und jetzt, in diesen schnellen Zeiten, kommt Kirchen und ihren Kunstschätzen unversehens eine neue Aufgabe zu: für Entschleunigung, fürs Innehalten bereitzustehen. Völlig neben der Zeitspur. Während gleichzeitig über nicht wenigen Kirchengebäuden die Abrissbirne kreist. Ist das Kunst, oder kann das weg?

Gut nur, dass sich diese Frage in St. Johann derzeit nicht stellt.

 

Ulrich Land lebt und schreibt in Freiburg. Bislang ein Dutzend Romane, außerdem Lyrik, Erzählungen und über hundert Hörspiele und Radiofeatures. Lotet mit Vorliebe Krisen, Kirchen und Künste aus, Süchte und Sehnsüchte, Tod und Teufel.

Zeit: 25.04.2024, 19:00
Ort: Johanneskirche, Kirchstr. 4, 79100 Freiburg-Wiehre

 

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